65 Jahre Abwasserverband Braunschweig

Innovatives Projekt zur Phosphor- und Stickstoffrückgewinnung startet

Klärwerk Steinhof begeht 40-jähriges Jubiläum


Der Abwasserverband Braunschweig feiert in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen.

Seit der Gründung 1954 verfolgt der Verband mit seinem sogenannten „Braunschweiger Modell“ ein zukunftsorientiertes und ressourcenschonendes Kreislaufsystem, bei dem aus Abwasser wertvolle Energie entsteht. Im verbandseigenen Klärwerk Steinhof, dessen technische Betriebsführung durch die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH (SE|BS) erfolgt, wird das Abwasser der Stadt Braunschweig und einiger Umlandgemeinden gereinigt. Die SE|BS gehört zur BS|ENERGY Gruppe. Vor 40 Jahren wurde dazu eine Vorbehandlungsanlage in Betrieb genommen, die in den folgenden Jahren zu einer modernen Großkläranlage mit Klärschlammbehandlung ausgebaut wurde. Nach der Reinigung wird das Klarwasser auf den landwirtschaftlichen Flächen der Verbandsmitglieder verregnet. Die Pflanzen erhalten Wasser und wichtige Nährstoffe. Auf den Beregnungsflächen wird zum Beispiel Mais für die verbandseigene Biogasanlage in Hillerse angebaut. Über eine 20 Kilometer lange Gasleitung gelangt das Biogas bis zum Heizkraftwerk Ölper und versorgt Braunschweiger Haushalte mit Strom und Wärme. „Das nennen wir das „Braunschweiger Modell“, ein bis heute weltweit einzigartiger Wasser-Nährstoff-Energie-Kreislauf“, so Wolfgang Sehrt, Verbandsvorsteher des Abwasserverbandes Braunschweig.

„In den letzten 40 Jahren wurde vieles geleistet und umgesetzt, worauf der Abwasserverband Braunschweig und die Stadtentwässerung Braunschweig GmbH stolz sein dürfen. Wir müssen uns weiter bestmöglich für die Zukunft aufstellen, da die Herausforderungen an uns nicht weniger werden“, erklärt Christoph Siemers, Betriebsleiter des Klärwerks Steinhof.

Zukunftsweisend entstand in den letzten Monaten auf dem Kläranlagengelände eine neue Halle mit hochmoderner Technik, die am 25. Oktober im Rahmen einer Feier von geladenen Gästen besichtigt werden konnte. Grund für das sogenannte Projekt „KlärWert“ war die Überlastung der Kläranlage mit Stickstoff und Phosphor.

Dazu wurde zum einen eine moderne zweistufige Prozesswasserbehandlung zur Entlastung der Kläranlage und gleichzeitigem Rückgewinn der Nährstoffe Phosphor und Stickstoff errichtet. Phosphor und Stickstoff werden anschließend in der Landwirtschaft als Dünger eingesetzt. Zum anderen wurde ein neues Klärschlammbehandlungsverfahren, die Thermodruckhydrolyse, zur Verringerung der Klärschlammmengen und Erhöhung der Klärgasmengen installiert. Diese funktioniert wie eine Art Schnellkochtopf, in der der Klärschlamm für 30 Minuten bei 160 Grad Celsius aufgekocht wird. In der nachfolgenden Faulungsstufe wird der aufgekochte Schlamm biologisch abgebaut und zusätzliches  energiereiches Methangas (Klärgas) erzeugt.

Die Idee zu dem Projekt entstand gemeinschaftlich zwischen der SE|BS, dem Abwasserverband und der Stadt Braunschweig. „Durch die konstruktive Zusammenarbeit der drei Akteure ist es abermals gelungen, Braunschweig bundesweit zum Vorreiter im Bereich der Abwasser- und Schlammbehandlung zu machen“ zeigt sich auch Klaus Benscheidt, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Verkehr bei der Stadt zufrieden.

Erste Ergebnisse des Projekts fielen bereits positiv aus. Über die weitere Entwicklung und eine Zwischenbilanz wird berichtet werden.

 

Frau Dr. Gromadecki und Herr Teiser geben das Startsignal für das Projekt „KlärWert“
Der Verbandsvorsteher Wolfgang Sehrt während seines Festvortrags
Herr Siemers während seiner Präsentation
Frau Ohl von der Stadtentwässerung Braunschweig GmbH bei einer „KlärWert“-Führung